mks - 30 Jahre in Brandenburg
82 Dr. Jürgen Othmer ist vielen in der Region im Zusammenhang mit dem Stadtumbau bekannt. 1952 in der Lüneburger Heide geboren, ikam der Stadtplaner und Architekt 1998 nach Lübbenau/ Spreewald. Seit der Gründung der LÜBBENAUBRÜCKE 1999 ist er deren Projektleiter. Der umtrie- bige Niedersachse war maßgeblich an zahlreichen städtebaulichen Projekten beteiligt, etablier- te Veranstaltungen wie das Spreewaldatelier und zeichnete 2012 für den BRANDENBURG-TAG in Lübbenau/Spreewald verantwortlich. Seit 2014 hat er in der Spreewaldstadt ein eigenes Büro. Wir arbeiten mit Jürgen Othmer seit 1998 in der Stadtplanung zusammen. Hauptsächlich und am er- folgreichsten in Lübbenau, darüber hinaus auch in Bad Liebenwerda (ZUSAMMEN WACHSEN), in Bad Belzig, in Ebstorf und bei vielen anderen Projekten. Herr Othmer, Sie sind Ende der 90er-Jahre nach Lübbenau gekommen – in eine für Sie bis dahin fremde Stadt. Wie sind Sie damals vorgegangen? Wir haben uns mit Vertretern der Stadt, den Wohnungsunternehmen und dem Kollegen Werner Hillmann Bevölkerungsprognosen angeschaut und gesehen, dass die Bevölkerung langfristig stark abnehmen wird. Da war uns klar: Wir müssen strategisch handeln. So haben wir im Jahr 2000 den ersten Stadtumbauplan erstellt, um einen roten Faden zu haben und abgestimmt vorzugehen. Nach zehn Jahren haben wir festgestellt, dass der Plan relativ gut aufgegangen ist. Man muss natürlich immer bereit sein, kleine Korrekturen vorzunehmen. Aber im Großen und Ganzen haben die Bürger sehr positiv auf die Stadtumbau-Maßnahmen reagiert. Eine große Herausforderung für die Zukunft ist der demografische Wandel. Es gibt immer mehr ältere Menschen als junge. Wie gehen Sie als Stadtplaner damit um? Mein Ziel war und ist es immer, eine Stadt für die Bürger zu entwickeln, statt sich die Bürger an die Stadt anpassen zu lassen. Das heißt, es muss für jede Altersgruppe etwas Passendes dabei sein: Wohnraum, Infrastruktur, Grünanlagen, Kultur, Vereine. In Lübbenau macht sich das an vielen Bei- spielen bemerkbar – vom Zeitlos-Spiele-Park für alle Generationen, über Wegeverbindungen mit möglichst wenigen Barrieren, bis zu Ferienangeboten für Schüler am GLEIS 3. So sehe ich den de- mografischen Wandel als Chance, die Identität mit der Heimatstadt zu fördern. Was braucht man, um eine Stadt für die Bürger zu entwickeln? Stadtentwicklung ist immer ein bisschen wie eine OP am offenen Herzen, denn die Menschen leben ja währenddessen weiterhin in ihrer Stadt. Man braucht also einerseits Bürger, die sich für Stadtentwicklung interessieren und neugierig sind. Und andererseits ein Team, das Einfluss auf die Dinge in der Stadt hat – ich denke da an Stadtverwaltung, Wohnungsunternehmen und Stadtentwicklung ist wie eine OP am offenen Herzen
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